Eagles fly free
Artist
Vernissage
13. Februar 2025 18:00 - 21:00
Ausstellung 14. Feb - 13. März
Öffnungszeiten Di - DO 16:00-18:00
oder nach telefonischer Vereinbarung +43 67761796678
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Eagles fly free
Mit Alina Grabovsky und Arbi Jaballah zeigt Lukas Willmann in den bewährten Räumlichkeiten einer ehemaligen Stallung in der Praterstraße 42 wieder junge Kunst aus Österreich mit dem Prädikat very contemporary. Zwei Positionen aus einer aktuellen Künstlergeneration, die ihren Lebensmittelpunkt in Wien haben und deren Biografien und künstlerische Karrieren bereits auf internationale Werdegänge ausgerichtet sind.
So unterschiedlich die jeweiligen Bildwelten der beiden auf den ersten Blick erscheinen mögen, erkennt man bald, dass es auch große Gemeinsamkeiten aufzusuchen gilt: Beiden Künstlern schwebt die Erkundung des Menschlichen in all seinen Bedeutungen und Erscheinungsformen als Inspiration vor. Selbstkonstitution und das Verhältnis zum Du, tauchen als Sujets bei beiden KünstlerInnen auf und den Besuchern der Doppelausstellung wird vor Augen geführt, auf wie vielfältige Weise die Frage nach der conditio humana bildnerisch gestellt und auch zeitgenössisch offenbart werden kann: Die Darstellung von Körperlichkeit, Nacktheit, Erotik und Sexualität, erscheinen heute nicht mehr als Zerreißproben jeweiliger Sexualmoralen, sondern sind Teil einer Identitätsfindung, sowohl als Individuum als auch in ihrem Erscheinen vor der Gesellschaft. Beide KünstlerInnen verhandeln diese Fragen vor den Augen ihres Publikums mit einer bemerkenswerten Einfühlsamkeit, die neben dem oben Genannten, als entscheidendes gemeinsames Merkmal von Alina Grabovskys und Arbi Jaballahs künstlerischen Welten erkannt werden mag. Der Ausstellungstitel "Eagles fly free" erinnert an den gleichnamigen Songtitel der Hardrockband Helloween aus dem Jahre 1988 und hat eine durchaus gesellschaftskritische Konnotation. Die erste Strophe lautet: "People are in big confusion / They don`t like their constitutions / Every day they draw conclusions / and they still prepare for war." Der Song ist in den vergangenen Jahrzehnten genreübergreifend neu interpretiert worden.
Alina Grabovsky - Körperlichkeit und Abstraktion
Alina Grabovskys künstlerisches Werk wird aus der
Inszenierung von Körpererfahrungen gespeist. Dabei entsteht eine Verdoppelung dieses Leitmotivs, da die oft gestisch expressiv gehaltenen Bildanteile in Grabovskys Malerei von
Körperteilen hergeleitet - abstrahiert - zu sein scheinen und gleichzeitig ihre Malweise auf großen Leinwänden den dazu nötigen Körpereinsatz spürbar macht.
Dort, wo die Gemälde darüber hinaus narrative Anteile haben,
also auf der Ebene der zwischenmenschlichen Interaktion erzählen, scheinen sich die Bilder Grabovskys von der unteren Ebene der conditio humana - also der nackten physischen Existenz - gleichsam ins Soziale hinauf zu wühlen. Dieses vertikale Sichtbarmachen aller Anteile unserer Existenzform, zeichnet das Werk von Alina Grabosky auf eine sehr nahbare Weise aus. Im Gespräch erläutert uns die Künstlerin: Bei einem gemalten Bild weiß man nicht, ob der Körper gerade zusammengesetzt oder zerlegt wird - und das ist gut so, auf diese Weise bleibt die Malerei geheimnisvoller als der Film.
Als höchste Ebene dieser De- und Konstruktionsbilder versteht sich das menschliche Bewusstsein; es wird als Himmel angedeutet. Neulich ist ein Rabe in Grabovskys Bildern gelandet: Kennt er den Weg in das Unbewusste?
Arbi Jaballah - Phantasma und Realität
Mit seinen verschiedenen Werkserien realisiert Arbi Jaballah seine Phantasie und sein Gefühl für das Menschliche. Wie auf einer Bühne lässt der Künstler Jaballah Wesenheiten erscheinen, die zumeist auf Silhouetten mit kreisrunden Augen reduziert sind und so, je nach Empfinden, als Menschen, Früh- oder Vormenschen, Geister oder Schatten solcher interpretiert werden mögen. Meist treiben es die umrisshaften Gestalten in Arbi Jaballahs Bildwelten mehr als nur bunt,
bei dieser Ausstellung jedoch entwickelt der Künstler einige singuläre Sujets, die jeweils mit Überlagerungen Bildzusammenhänge herstellen.
"Speichellecker" heißt ein Bild und man sieht im Hintergrund drei als Geist verkleidete Figuren, vor denen eine als Libelle anmutenden Zeichnung - einem Tier-Totem gleich - schwebt, ein Bild das Jaballahs psychedelische Anklänge verdeutlicht.
Was zunächst zum fröhlichem Ornament verdichtet erscheinen mag, ruft geradezu nach genauerer Betrachtung und einer intensiven Anverwandlung: Im Dickicht dieser Bilderwelt vereint der Künstler Erzählstränge aus Dies- und Jenseitigem zu einem bosch-haften Mix aus Frohsinn und Ernst: Lustig geht es zu, aber immer bietet der Künstler auch eine dunklerer Ebene an, nicht nur, dass wohl Gefahren aus den Hintergründen lauerten - Schlangen, Katzen, Mönsterchen - nein, die dargestellten Wesen selbst sind es, deren lemuriger Erscheinung wir jederzeit eine Boshaftigkeit zutrauen müssen: "Keith Haring meets Hieronymus Bosch", möchte man schubladisierend ausrufen, während Jaballahs Figuren und ihre Schatten gerade jeweils in ganz andere Richtungen abbiegen mögen.
Anton Herzl