Der Untergang des Abendlandes
Die neuen Tempel haben schon Risse, künftige Ruinen.
Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten)
Participants
Cathérine Lorent (LU)
Serge Ecker (LU)
Eröffnung, Performance 4. Mai 2018, 19:00 Uhr
Finissage: 8. Juni 2018, 19:00 Uhr
Ausstellung vom 5. Mai bis 8. Juni 2018
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr (oder nach Vereinbarung +43 681 81939710)
Fotos © Corinne L. Rusch
DE
TRANSITUS IMMOBILIS
Der Untergang des Abendlandes
Die neuen Tempel haben schon Risse, künftige Ruinen.
Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten)
Mit dem Wanderprojekt TRANSITUS IMMOBILIS–DER UNTERGANG DES ABENDLANDES
haben Serge Ecker und Catherine Lorent ihre Kooperation gestartet, die mit der ersten
Präsentation in der Wiener Art Foundation beginnt.
Ihre Arbeit ist eine künstlerische Reaktion auf den mit der Morphologie der Weltgeschichte
empfundenen Ekel angesichts der Re-Instrumentalisierung, der Demonstration von
undemokratischen Ideen als Serum gegen den moralischen und sozialen Niedergang.
Gepflegt durch eine spontane Romantisierung, die mit einem erneuerten politischen und
gesellschaftlichen Bewusstsein verbunden ist, verfolgt er neue kreative Wahrnehmungen, die
sich in mehreren Facetten ausdrücken.
TRANSITUS IMMOBILIS ist aus einer lateinischen juristischen Phrase ‚Immobilia situm
sequuntur’ abgeleitet die soviel bedeutet, dass ‚unbewegliche Dinge ihrem Platz folgen’,
zugleich ist er vom Titel der zweiteiligen Hauptarbeit des deutschen Privatgelehrten Oswald
Spengler (1880-1936) inspiriert. Warum diese Referenz?
Heute wieder aktuell aus dem Giftschrank gefallen, beschreibt der Titel DER UNTERGANG DES
ABENDLANDES einen Zustand des Übergangs, der die Herausforderung der beiden jungen
Biennalisten beflügelt, die Räume und Zwischenräume zu erforschen, mit ihm Kunstwerke,
Performances zu schaffen, ferner noch eine öffentliche Interaktion als Plattform zu gründen,
um ihn schließlich wegen seines romantischen und anti-dogmatischen Charakters wegen als
Namen für eine soziale Skulptur verwenden.
Ecker, der Luxemburg 2016 mit seiner Arbeit TRACING TRANSITIONS auf der Architekturbiennale in Venedig vertrat, verfolgt in einem mehrdimensionalen Ansatz das Spiel mit den physikalischenZuständen. Angesichts der Abwertung des Handwerks oder auch der manuellen Arbeit im Allgemeinen, der Auslagerung von Produktionsstandorten und der Virtualisierung, versucht er den Mythos 3–D–Druck und andere technologische Meisterleistungen unserer Zeit zu entthronen. Ecker re-appropriert und synthetisiert das Reale, hinterfragt die Authentizität,manchmal auch mit einem zynischen Unterton. Was bleibt von einem Objekt nach dem multimedialen Transfer Real- Virtuell-Real noch übrig? Dabei bewegt er sich zwischen dem Formalismus und dem undurchdringlichen Aspekt von Fassaden und Texturen, vergleichbar mit den Aggregatzuständen und dem Austausch wie etwa in der Alchemie.Dies bildet wiederum ein wichtiger Konvergenzpunkt mit Lorent’s Arbeit, die mit ihrer vielfältigen Durchdringung der Bildelemente auf einen Hang zum Theatralischen weist und die übergreifende Verbindung der Künste wie etwa in ihrem Projekt RELEGATION, das 2013 auf der Kunstbiennale in Venedig erstmals öffentlich gezeigt wurde. Ihre installative Arbeiten scheinen zunächst wenig mit ihrer meist barocken, romantischen Zeichnung oder trashigen Malerei gemein zu haben, gliedern sich bei näherer Betrachtung jedoch bruchlos in ihr Oeuvre ein.weist auf einen Hang zum Theatralischen und die übergreifende Verbindung der Künste. Denn sie behandeln eines der zentralen Themen der Künstlerin, die Melancholie, und übertreffen in ihrer Mystik noch die surrealistisch-allegorischen Bilder und Skulpturen trotz ihrer modernen, geradezu minimalistischen Erscheinung. Ecker und Lorent haben sich nicht nur der Neu-interpretierung der Idee eines sinnlichen Gesamtkunstwerks verschrieben, sondern auch bestimmte Kunstwerke in Zusammenarbeit geschaffen. Wie etwa der ‚Caryathon’, eine 3-D gedruckte Plastik, ein Hybrid zwischen einer antiken Caryatide und einem Lorentschen Hermaphroditen-Leviathan aus Keramik sowie eine Edition einer industriell hergestellten gusseisernen Kaminplatte auf der zwei Arbeiter, männlich und weiblich ein Wappen mit gekreuzten Beilen in Polkadot-Optik feierlich präsentieren, das
Ganze getragen von einem Banner mit dem Leitspruch des Hauses der Luxemburger
‚Je maintiendrai’ – ‚ich werde durchhalten’, von Ecker dreidimensional hochgescannt aus Lorents heraldischer Zeichnungsvorlage in Sepiatusche. Das Wander–Labor der beiden Künstler hat sich nunmehr jetzt auf den gemeinsamen Weg gemacht: Die nächsten Präsentationen in europäischen Hauptstädten sind bereits in Planung.
Catherine Lorent (*1977 in München) studierte von 1998 bis 2003 Malerei an der Akademie
der Bildenden Künste in Karlsruhe und darüber hinaus Geschichte und Kunstgeschichte an
der Pariser Sorbonne sowie an den Universitäten Heidelberg and Luxemburg. 2012 erhielt sie
ihren Doktortitel im Fach Kunstgeschichte. Die luxemburgische Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin, wo sie parallel als bildende Künstlerin und Multi-instrumentalistin agiert. Sie verfolgt unter anderem ihr Musik Projekt Gran Horno indem sie mit elektrischer Gitarre und Bass, Klavier, Gesang und Schlagzeug experimentiert.
Serge Ecker (*1982) ist ausgebildet und qualifiziert in der digitalen Bilderzeugung und
Spezialeffekten (Luxemburg und Nizza, Frankreich). Er interessiert sich für die Darstellung
der Realität durch das Prisma neuer Technologien und in Zusammenarbeit mit traditioneller
Handwerkskunst. Software für die Neuzusammensetzung von Raum, georeferenzierte Bilder,
3D-Scannen, 3D-Druck, Digitaldruck und neuerdings auch gehackte Strickmaschinen sind die Werkzeuge, die er für diese räumliche Neo-Skulptur und Umgestaltung der architektonischen Form verwendet. Er hat sich auf den städtischen und industriellen Raum fokussiert, komponiert als Ensembles oder architektonische Details, die von Zerstörung, Vernachlässigung oder schlichtem Desinteresse bedroht sind.
EN
TRANSITUS IMMOBILIS
Der Untergang des Abendlandes
Die neuen Tempel haben schon Risse, künftige Ruinen.
Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten)
With the itinerary project TRANSITUS IMMOBILIS DER UNTERGANG DES ABENDLANDES
Serge Ecker and Catherine Lorent have started their cooperation, which begins with the first
presentation in the Vienna Art Foundation, Kunstraum am Schauplatz.
Their work is an artistic reaction to the disgust felt with the morphology of world history in the face of re-instrumentalization, the demonstration of undemocratic ideas as a serum against moral and social decline. By a spontaneous romanticization, which is associated with a renewed political and social consciousness, he pursues new creative perceptions that are expressed in several facets.
TRANSITUS IMMOBILIS is derived from a Latin juridical phrase 'Immobilia situm sequuntur'
which means 'immovable things following their place', while at the same time it is inspired by
the title of the two-part main work of the German private scholar Oswald Spengler (1880-1936). Why this reference?
Today again grabbed out of the poison cabinet, the title DER UNTERGANG DES ABENDLANDES
describes a state of transition that spurs the challenge of the two young Biennalists to explore the spaces and inter–spaces, to create works of art, performances, as well as a public interaction as a platform to eventually use it as a name for a social sculpture because of its romantic and anti-dogmatic character. Ecker, who represented Luxembourg in 2016 with his work TRACING TRANSITIONS at the Architecture Biennale in Venice, pursues the game of physical states in a multi-dimensional approach. With the devaluation of the craft industry or even manual labor in general, the outsourcing of production sites and virtualization, he tries to dethrone the myth of 3D printing and other technological masterskills of our time. Ecker re-appropriates and synthesizes the real, questions the authenticity, sometimes with a cynical undertone. What is left of an object after the multimedia transfer from Real-Virtual-Real? In doing so, he moves between the formalism and the impenetrable aspect of facades and textures, comparable to the states of aggregation and exchange, as in alchemy.
This, in turn, forms an important point of convergence with Lorent's work, which, with its diverse interpenetration of the pictorial elements, points to a theatrical appeal and the overarching combination of the arts, as for example in her RELEGATION project, which was first shown in public at the 2013 Venice Art Biennale. Her installations seem at first to have little in common with her mostly Baroque, romantic drawing or trashy painting, but when considered more closely, they are integrated seamlessly into her oeuvre. Because they treat one of the central themes of the artist, the melancholy, and surpass in their mystique nor the surrealistic allegorical images and sculptures despite their modern, downright minimalist appearance.
Ecker and Lorent have not only dedicated themselves to the reinterpretation of the idea of a
sensual Gesamtkunstwerk, but also created certain works of art in collaboration. Such as the
'Caryathon', a 3-D printed plastic, a hybrid between an antique Caryatide and a Hermaphrodite
Leviathan ceramic made by Lorent, furthermore, an edition of an industrially manufactured
cast-iron fireplate that shows two workers, male and female, solemnly presenting a coat of
arms with crossed axes in polkadot optics, all carried by a banner bearing the motto of the
House of Luxembourg, 'Je maintiendrai' - 'I'll hold on', three-dimensionally scanned by Ecker
from Lorent's heraldic drawing template in sepia ink.
The traveling lab of the two artists has now set off on the common path: The next presentations in European capitals are already in the planning stage.
Catherine Lorent (*1977 in Munich) studied Fine arts at the Akademie der Bildenden Künste in
Karlsruhe as well as History and Art History at Sorbonne in Paris and the University of Heidelberg and Luxembourg. 2012 she received her doctoral degree in art history. Catherine Lorent works and lives in Berlin, where she acts simultaneously as a visual artist and a multi-instrumentalist, experimenting with electric guitar, bass, piano and drums and working on her musical project Gran Horno.
Serge Ecker (*1982) is trained and qualified in digital imagery and special effects (Luxembourg and Nice, France). He is interested in representation of reality through the prism of new technologies and in collaboration with traditional handicrafts. Software for re-composition of space, georeferenced images, 3D scanning, 3D printing, digital printing and lately also hacked knitting machines are the tools he uses for this spatial neo-sculpture and rearrangement of the architectural form. He has been focusing on urban and industrial space, composed as ensembles or mere architectural details, menaced by destruction, neglect or plain ignorance.